Erfreuliche Nachricht für die einstigen Beschäftigten der Gemeinnützigen Offenbacher Ausbildungs- und Beschäftigungsgesellschaft mbH (GOAB): Insolvenzverwalterin Petra Heidenfelder von der Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner zufolge erhalten sie eine „Sozialplanausschüttung“. Insgesamt 103.382,34 Euro werden in den nächsten Tagen auf die Konten der Ex-GOAB-Mitarbeiter überwiesen, eventuell folgt sogar noch eine zweite Auszahlung. Dabei ist schon die erste Zahlung sehr selten: Nur in zwei von hundert Unternehmerinsolvenzen bekommen die Mitarbeiter diese mit dem Betriebsrat – meist nur theoretisch – ausgehandelte Sozialplanabfindung.
Dabei sah die Zukunft der GOAB vor zwei Jahren recht düster aus. Mitte der achtziger Jahre gegründet, um arbeitslose Jugendliche, erwachsene Langzeitarbeitslose sowie Behinderte für die Arbeitswelt zu qualifizieren und wieder einzugliedern, galt die GOAB lange Zeit als bundesweites Vorzeigeprojekt für sozial benachteiligte Menschen. 2010 kappte der Bund jedoch die Zuschüsse und so drohte dem Unternehmen im Herbst 2013 die Zahlungsunfähigkeit. Am 1. Dezember 2013 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.
Insolvenzverwalterin Heidenfelder, die schon viele größere Betriebe wie etwa die Alpine Bau Deutschland AG durch die Insolvenz begleitet hat, brachte ihre gesamte Kompetenz ins Verfahren ein: „Der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze war uns von Anfang an ein zentrales Anliegen. 215 Mitarbeiter waren bei der GOAB festangestellt oder über Fördermaßnahmen der Agentur für Arbeit und des kommunalen Jobcenters der Stadt Offenbach am Main, der MainArbeit, beschäftigt. Für die Mitarbeiter haben wir daher nach neuen Perspektiven gesucht.“
Das Recyclingzentrum für Elektroschrott wurde mit fast allen Mitarbeitern von der ESO Offenbacher Dienstleistungsgesellschaft mbH übernommen. Das Wohnservice-Team wurde erfolgreich verkauft. Die Projekte rund um die Eingliederung junger Mütter zurück ins Berufsleben, die Vermittlung jugendlicher Männer in Pflegeberufe sowie die Schwerbehindertenvermittlung wurden an andere soziale Einrichtungen übertragen. Rund ein Drittel der 29 Mitarbeiter, die in eine Transfergesellschaft gewechselt sind, konnte in neue Jobs vermittelt werden. Und der letzte verbliebene Teilbereich Garten- und Landschaftsbau wurde im Sommer 2014 an die naviduo gGmbH übertragen.
Nur für den „Ladenhüter der Insolvenzverwaltung“, wie Michael Maier es rückblickend formuliert, die Ausbildungswerkstatt mit acht Mitarbeitern und etwa 50 Auszubildenden und Umschülern, war einfach niemand zu begeistern. In dieser Situation zeigte sich die besondere Qualität einer guten Insolvenzverwaltung: Mit Geduld und Geschick ermutigte Petra Heidenfelder die ehemaligen GOAB-Ausbilder, einen gemeinnützigen Verein für technische Berufsausbildung Offenbach (VTBO) zu gründen und selbst Arbeitgeber zu werden. So konnten Maier und seine Kollegen nicht nur ihre eigenen Arbeitsplätze sichern, sondern verhalfen auch den Jugendlichen zu einer Ausbildungsstelle.
Das Engagement hat sich nun ausgezahlt: Seit der Vereinsgründung haben 14 VTBO-ler ihre Ausbildung erfolgreich beendet, elf davon mit Prädikatsnote, zwei sogar als Kammerbeste. „Solche Erfolge sind langfristig die eigentliche Krönung eines gelungenen Insolvenzverfahrens“, sagt Sanierungsexpertin Heidenfelder. „Die Ausschüttung der Sozialplanabfindungen ist nur das Sahnehäubchen obendrauf.“
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Petra Heidenfelder
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BU: Von der Insolvenz nichts mehr zu spüren: Performancekünstlerin Mia Florentine Weiss ließ sich vom Verein VTBO handwerklich anspruchsvolle Flügel für ihr spektakuläres Kunstobjekt herstellen. Der Pegasus flog dann direkt von Offenbach über das Senckenberg Museum in Frankfurt zur Biennale nach Venedig.